Professor Fundel

Verantwortung im Blut - die Wilhelma im Herzen

Professor Fundel war in seinem Leben schon in vielen Führungspositionen tätig, zum Beispiel Flughafenchef des Stuttgarter Flughafens. Seit über 24 Jahren ist er nun bereits Vorsitzender der Freunde und Förderer der Wilhelma e.V. Im Gespräch spricht er über diese Tätigkeit, aber auch über das Thema Verantwortung.

Herr Prof. Fundel, was ist der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma?

Da fang ich am besten weiter vorne an. Die Wilhelma wurde nach dem zweiten Weltkrieg von einem mutigen Finanzbeamten initiert. Der nahm Zirkussen und auch Privatpersonen Tiere ab, die diese nicht mehr halten durften und baute dann im ehemaligen Garten des Königs von Württemberg einen Zoo auf, die spätere Wilhelma, ein Betrieb des Landes Baden-Württemberg. Den Besuchern hat das damals sehr gut gefallen, der Politik allerdings weniger. Und um diesen Beamten dann bei seinen Vorhaben zu unterstützen, wurde der Förderverein 1956 gegründet.

Und worin besteht die Hauptfunktion dieses Fördervereins?

Der Förderverein ist bis heute ein Ermöglicher. Das bedeutet, unser Ziel ist es, Geld zu sammeln, um die anstehenden Projekte der Wilhelma zu unterstützen und oftmals überhaupt erst umsetzen zu können. Wir haben inzwischen über 36.000 Mitglieder. Die Mitgliedsbeiträge machen etwa zwei Drittel unserer Einnahmen aus, das restliche Drittel kommt aus Erbschaften und von Mäzenen, die Fans der Wilhelma sind und teilweise ganz spezifische Projekte oder Neubauten unterstützen wollen, die ihnen am Herzen liegen. Da kommt also jährlich einiges an Geldern zusammen, die wir in Projekte stecken können.

Freunde und Förderer der Wilhelma Stuttgart-Bad Cannstatt e.V.

Wilhelma 13
70376 Stuttgart

Tel.: +49 711 50554800
Fax: +49 711 50554802
info@wilhelmafreunde.de
www.wilhelmafreunde.de

Um welche Projekte geht es denn da genau?

Der Großteil der Mittel fließt in Projekte, die direkt mit der Wilhelma zu tun haben, wie neue Unterkünfte oder Anlagen für Tiere, in Spielplätze auf dem Gelände oder auch in den wertvollen botanischen Bestand an Pflanzen und Bäumen. Ein kleiner Teil fließt auch in Projekte außerhalb der Wilhelma, beispielsweise, um Tiere aus der Wilhelma in ihren Heimatländern wieder auszuwildern oder um die Lebensräume in den Heimatländern zu bewahren. Ein Beispiel ist hier die Wildschutzorganisation ICAS in Brasilien, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den großen Ameisenbären zu schützen.

Das heißt der Förderverein kümmert sich auch um das Wohl der Tiere? Wie reagieren Sie denn auf Kritik an den Gegebenheiten für die Tiere oder an der Wilhelma im Allgemeinen?

Kritik ist absolut erlaubt, wobei ich dazu sagen muss, dass für das Tierwohl die Wilhelma zuständig ist. Aber auch wir als Verein wissen, dass selbst nach zahlreichen realisierten Projekten immer noch vieles zu tun ist. So gibt es immer noch Tiere, die in Käfigen leben müssen wie zum Beispiel die Vögel. In der Wilhelma werden regelmäßig Besucherumfragen durchgeführt, was den Besuchern am besten und was am schlechtesten gefallen hat. Bis vor einigen Jahren wurde da als größter Kritikpunkt das alte Menschenaffenhaus genannt, obwohl es für die Gesundheit und Zucht der Affen gut funktionierte. Diese Kritik nahmen wir uns zu Herzen, um das Projekt für eine neue Anlage für Afrikanische Menschenaffen zu unter-stützen. Diese haben wir dann auch mit 9,5 Millionen Euro gefördert. Bauherr ist die Wilhelma.

Und wer entscheidet, welche Projekte letzten Endes unterstützt werden?

Das ist am Ende der Vorstand des Vereins zusammen mit der Wilhelma.

Das sind ja teilweise unglaubliche Beträge. Welches ist das nächste anstehende Großprojekt?

Der Verein ist finanziell gut aufgestellt und das liegt vorwiegend an den über 36.000 Mitgliedern und deren jährlichen Beiträgen. Diese bietet uns einen groBen Handlungsspielraum. Als nächstes Projekt steht die asiatische Elefantenwelt an. Dieser ist im Vergleich zum Afrikanischen Elefanten deutlich gefährdeter, da

die Überbevölkerung ihm in Asien seine gewohnten Lebensräume wegnimmt. Für dieses Projekt, das uns ebenfalls sehr am Herzen liegt, denn der Elefant ist das Wappentier der Wilhelma und des Vereins, geben wir einen Zuschuss von 15 Millionen Euro und damit die größte Fördersumme in der Vereinsgeschichte.

Der Verein muss da ja schon sehr gut organisiert sein, um über solche Beträge bestimmen zu können, oder?

Wir haben eine gut organisierte Geschäftsstelle mit hauptamtlichen Mitarbeitern. Der Vorstand und ich führen unsere Funktion ehrenamtlich aus. Unsere Aufgabe ist es, die Mitarbeitenden zu führen und zu motivieren, politische Mehrheiten für Projekte zu organisieren und gegenüber den Mitgliedern Rechenschaft abzulegen. Wenn das Umfeld stimmt, dann kann ein fruchtbares Miteinander entstehen und unsere stetig steigenden Mitgliederzahlen zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind.

Gab es denn für Sie einen Schlüssel-moment, die Wilhelma so zu unterstützen, zum Förderverein zu kommen und sogar dessen Vorsitz zu übernehmen?

Also ehrlich gesagt kenne ich kaum Menschen aus der Region, die nicht irgendetwas mit der Wilhelma verbinden. Wer einmal dort war, der verspürt sofort diese Verbindung und so ging es auch mir. Mein Vorgänger kam mit der Frage auf mich zu, ob ich den Vorsitz des Vereins übernehmen möchte – und zwar mit den Worten: »Es ist überhaupt kein großer Aufwand, das läuft fast von allein.« Heute weiß ich, wieviel Arbeit so ein Verein macht, habe aber meine Zusage nie bereut.

Kommen wir mal etwas weg von der Wilhelma und zu Ihren anderen Lebensstationen. Sie stehen ja als Vorsitzender des Vereins wieder mal an der Spitze eines Unternehmens. Ist das Zufall, dass immer Sie ausgewählt werden oder waren Sie immer schon jemand, der gerne Verantwortung übernommen hat?

Nein, das ist natürlich kein Zufall. Ich liebe es, Verantwortung zu übernehmen. Das war bereits zu Studienzeiten so, als ich für unser Semester eingestanden bin, als mal 80% der Studenten bei einer Matheklausur durchgefallen sind. Schon damals wurde ich dann aus-gewählt, diese Sitzung mit Studenten und Professoren zu führen und auch alles vorzubereiten.

Verantwortung ist für Sie demnach überhaupt keine Belastung?

Nein, für mich war an der Spitze zu stehen normal und wenn man damit umgehen kann, macht das sogar Freude, ein Team zu führen. Ich bin an den Herausforderungen gewachsen und habe immer viel Unterstützung durch meine Umgebung erfahren.

Welche Qualitäten benötigt denn eine gute Führungskraft?

Es muss den Mitarbeitern vermittelt werden, für was ein Chef steht. Wenn das deutlich wird, dann kann sich jeder darauf einstellen. Diese Einschätzbarkeit und Verlässlichkeit sind unglaublich wichtig, um Mitarbeiter und ein Team zu motivieren. Und dann eine menschliche und fachliche Kompetenz, daran wird eine Führungskraft letzten Endes gemessen.

Würden Sie sagen, dass der in Führungspositionen arbeitende Professor Fundel, der über ein Budget von 15 Millionen bestimmen muss, der gleiche Mensch ist wie der Georg, der abends mit der Familie beim Essen sitzt?

Absolut. Ich bin im Privaten genau der gleiche Mensch, der ich im Business-Alltag bin, sonst wäre ich doch nicht authentisch. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum mir so gerne Führungsaufgaben zugeteilt werden. Das Einzige, das sich ändert ist, dass ich zu Hause andere Kleidung trage als im Geschäft.

Herr Professor Fundel, herzlichen Dank für das Gespräch.

A Lifelong Commitment to Conservation

Professor Georg Fundel, former CEO of Stuttgart Airport, has chaired the Friends‘ Association of Wilhelma Zoo for over 24 years.

With more than 36,000 members, the group enables major projects like the great ape facility and the upcoming Asian elephant habitat — backed by the highest funding sum in the association’s history.

»Wer einmal in der
Wilhelma war, spürt
sofort diese besondere
Verbindung.«

Freunde und Förderer der Wilhelma Stuttgart-Bad Cannstatt e.V.

Wilhelma 13
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