Patrick Strub

Ohne Musik ist das Leben ein Irrtum

Nein, einen anderen Weg als den in die Musik gab es für Patrick Strub wahrscheinlich nicht. Sein Elternhaus ist ungemein musikalisch, auch die erweitere und über verschiedene Erdteile verstreute Familie ist überwiegend in der Klassik angesiedelt. Schon in der Waldorfschule in der Haußmannstraße zeigt Strub Interesse am Dirigieren, gründet ein kleines Orchester, eine Dixieband. »Ich war schon immer etwas verrückt«, sagt er in Bezug auf die Dixieband, in der er das Banjo zupfte. Ansonsten ist es die Geige, die Strub früh fasziniert und ihn sein ganzes Leben begleiten soll. »Ich war nicht der Beste, aber ich war immer sehr fleißig«, so seine persönliche Einschätzung.
»Ich habe mich immer als Unternehmer verstanden, der sich für die Menschen in seinem Betrieb einsetzt.«
Als Dirigent sah und sieht das anders aus. Irgendwann findet er aus Hamburg den Weg zurück in sein Stuttgart, diese Stadt, die der 77-Jährige noch zerbombt kennt, um 1979 als Dirigent das Christophorus-Symphonie-Orchester zu übernehmen. Benannt nach dessen erstem Probeort, der evangelischen Christophkirche, findet er das Christophorus-Ensemble, kurz CE, damals eher als »Chaos-Ensemble« vor, wie er schmunzelnd zurückblickt. Der Klangkörper, der für ihn bis heute »eines der besten aus engagierten Musikliebhabern bestehenden Orchester« in Deutschland ist, wird seine Heimat, sein Herzensprojekt, sein Leben. 45 Jahre lang führt er es als Dirigent an – und um die Welt. Sie spielen in Indonesien und in Hongkong, sogar bis nach Australien reisen
All das sind prägende Erlebnisse in einem Leben, das ganz im Dienste der Musik steht. Früh erkennt Patrick Strub seine Rolle als Dirigent. Nicht der eitle Gockel will er sein, der uns hin und wieder auf der Bühne begegnet, eher ein Mensch, der sein Orchester versteht und es zum Glänzen bringt. »Ich habe mich immer als Unternehmer verstanden, der sich für die Menschen in seinem Betrieb einsetzt.« Insbesondere in Zeiten, in denen die Kunst immer weniger gefördert wird, ist einer wie Patrick Strub Gold wert. »Um Geld ging es mir nie«, sagt er dann auch. »Ich komme aus armen Verhältnissen und habe heute viel mehr als ich zum Leben brauche.« Daher setzt er sich bis heute in zahlreichen Ehrenämtern wie bei der Internationalen Hugo-Wolf-Gesellschaft, dem Verein der Freunde und Förderer des SWR-Symphonieorchesters Stuttgart oder der Mozart-Gesellschaft Stuttgart ein. Um die Musik zu fördern. Und es Musikern möglich zu machen, von ihrer Arbeit zu leben. Dafür bekommt er 2023 das Verdienstkreuz am Bande im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
All das reicht für mehr als ein Leben. Doch so zufrieden Patrick Strub auch ist mit sich, so unmöglich kann er es sich vorstellen, ganz aufzuhören. Sicher, den Dirigentenstab des Christophorus-Symphonie-Orchesters hat der stets sehr politisch arbeitende Strub mittlerweile an seinen Nachfolger Gustav Kollmann weitergegeben. Als Leiter des von ihm gegründeten Kammerorchester arcata stuttgart sowie als künstlerischer Berater und Chefdirigent der Jungen Waldorfphilharmonie bleibt er der Klassik aber auch mit 77 Jahren weiterhin erhalten. Als großer Geist, der in seiner Arbeit stets nach dem verbindenden Element zwischen uns und den Komponisten sucht. Und auch in schwierigen Zeiten stets Werke mit Haltung aus-sucht. »Ein Dirigent ist ein Vermittler zwischen dem Komponisten, dem Orchester und dem Publikum«, sagt er – und zitiert den großen Dirigenten Herbert von Karajan: »Dirigieren ist die Kunst zu wissen, wann man das Orchester nicht stören soll.«

A Life in Music: Patrick Strub’s Legacy

After 45 years as conductor of the Christophorus Symphony Orchestra, Patrick Strub passes the baton but remains devoted to music. Known for his passion, humility, and social engagement, he shaped the ensemble into a top amateur orchestra, touring globally. Even at 77, he continues with arcata stuttgart and the Waldorf Philharmonic. For his lifelong dedication, he received Germany’s Federal Cross of Merit in 2023.

»Ein Dirigent ist ein Vermittler zwischen dem Komponisten,
dem Orchester und dem Publikum.«

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